Zur Zeit geht es in meinem Blog und in meinen Klassen um Beziehungen – zu uns selbst und zu anderen. Wir beginnen jede Klasse mit dem Gruß ‚Namaste‚, was wörtlich übersetzt ‚ich verbeuge mich vor dir‚ bedeutet, im übertragenden Sinn auch übersetzt wird mit ‚Ich sehe das göttliche in dir, das auch in mir ist‚.

Mich erinnert es immer an den schönen Gruß im Zulu – der afrikanischen Sprache. Dort sagt man ‚Sawubona‚ – ‚Ich sehe dich‚. Wenn man es bewusst sagt, hat das eine unglaubliche Wirkung. Ich sehe dich. Nicht so, wie man hierzulande ‚Wie geht’s?‘ fragt und eigentlich keine Antwort erwartet. Sondern jemanden wirklich sehen. Zu sagen ‚Meine ganze Aufmerksamkeit ist bei dir. Ich möchte dich verstehen. Ich sehe deine Bedürfnisse, deine Wünsche, deine Freude, deine Trauer, deine Ängste, deine Liebe.‘ Möchte nicht jeder von uns gesehen werden?

Beobachtet einmal Diskussionen: Oft vertreten die Leute nur ihre Meinung und wiederholen sie immer und immer wieder. Selten hält der eine mal inne uns sagt zum anderen: ‚Ich verstehe Dich.‘ Oder fragt: ‚Du meinst das, oder?‘ Und auf einmal wird aus dem Gegeneinander ein Miteinander und es werden Lösungen gefunden, weil man sich gegenseitig sieht. Wir lassen uns viel zu selten auf das ein, was der andere versucht uns zu sagen. Wir sehen ihn nicht.

Wir sehen nur unsere Meinung und verstehen nicht, warum sie nicht gehört wird. Also sagen wir sie wieder und wieder und wieder… und fühlen uns nicht gesehen. Bis jemand sagt: ‚Sawubona‚. Ich sehe dich.

Die Antwort ist ‚Ngikhona‘. Was kann es anderes sein? ‚Ich bin hier‘. Ich stehe vor Dir mit meinen Bedürfnissen, mit meinen Wünschen, meiner Freude, meiner Trauer, meinen Ängsten, meiner Liebe. Die Zulu gehen sogar davon aus, dass eine Person nur wegen anderen eine Person ist. Denn wenn man gesehen wird ist es ein Gefühl als würde man neu geboren. Das ist eine Erleichterung und eine Freude. Nur muss man aufpassen, dass man jetzt nicht ins Rampenlicht steigt – von allen gesehen – und eine große tolle Show abzieht. Warum? Na, wenn wir im Rampenlicht stehen, sind wir von Scheinwerfern geblendet und sehen die anderen nicht. Man sagt als Antwort nicht ‚Ja, schaut mich an‘. Man sagt Ngikhona. Ich bin hier.

Ich bin hier. Und ich sehe dich. Sawubona.

Überlegt mal, wen aus Eurem Freundes oder Bekanntenkreis ihr wirklich seht. Vor allem diejenigen, mit denen ihr vielleicht Schwierigkeiten habt. Seid Ihr bereit ihnen Eure volle Aufmerksamkeit zu schenken? Beobachtet auch, wer sich sehen lässt und wer sich versteckt und wie das bei Euch selber ist. Zu wem könnt ihr sagen ‚ich bin hier. das bin ich.‚ und zu wem nicht? Yoga ist nicht nur eine Praxis auf der Matte. Wenn ihr Menschen begegnet, vielleicht denkt Ihr es mal nur für Euch selber… Sawubona. Ngikhona.